Blur-and-Clip-Technik mit Inkscape

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Eibauoma
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Blur-and-Clip-Technik mit Inkscape

Beitrag von Eibauoma »

Das Tutorial ist geeignet für Inkscape-Bastler mit relativ wenig Erfahrung.
Verwendete Programmversion ist 0.91.
Wir wollen etwa solche Blütenformen herstellen:

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Die Technik "Blur-and-Clip" mit Weichzeichnen und anschließendem „Ausschneidepfad“ bewirkt vorwiegend, dass das Objekt außen eine dunklere Farbe erhält als innen – ähnlich einem formangepassten Verlauf. Dadurch wird ein sanfter Übergang von der umschlossenen Fläche zum Rand erzeugt und eine scharf abgegrenzte Kontur vermieden.

Ein einfaches passendes Objekt zum Füllen und weiter Dekorieren könnte z.B. ein Osterei sein, die Einzelteile eines Osterhasen oder eines kleinen Vogels …

Nach der folgenden Anleitung kannst Du jetzt eine Blütengrundform basteln.
Dazu benutzen wir wieder mal das Polygon- und Sternetool, das Stift in der Inkscape-Schnupperstunde 5 bereits vorgestellt hat.
Meine Einstellungen sind in den nächsten zwei Screenshots zu sehen.

Schritt 1

Starte Inkscape.
Aktiviere den Stern, wähle 5 Ecken, Spitzenverhältnis etwa 0,9 und Abrundung 1,3.
Nun ist zunächst etwa so eine Form erkennbar wie im rechten Screeny.
Die roten Pfeile zeigen die Anfasser.
Der weiße Pfeil veranschaulicht, wie ich den linken Anfasser gezogen habe, damit eine Form entstand wie im zweiten Bild.

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Etwas Geduld wirst Du brauchen, bis so etwas wie eine Blüte zu sehen ist. Schau Dir in den Screenshots dazu besonders die Position der Anfasser an.
Am Ende sollte eine etwas zusammenhängende Fläche entstanden sein, die aussieht wie Blütenblätter.
Zur Sicherheit erstelle eine Kopie der Form und speichere alles als SVG.



Schritt 2

Aktiviere die Grundform mit dem Auswahlwerkzeug.
Im Menü Objekt wähle Füllung und Kontur.
Die Kontur wird mit „Nichts“ eingefärbt
Die Hintergrundfarbe, also die Füllung, die die spätere Außenumrandung bewirkt, sollte recht dunkel sein.
Verwende sie passend zur geplanten hellen Vordergrundfarbe.
Ich habe ein gedecktes Blau gewählt – 373767ff.

Schritt 3

Dupliziere das Objekt (rechte Maustaste)
Es erhält jetzt eine helle Füllung, z.B. 20fbfbff, verwende dazu wieder im Dialog Füllung und Kontur den Reiter „Füllen“.
Gleich danach wird diese Füllung weichgezeichnet durch Regulierung der Unschärfe (probiere Werte zwischen etwa13 bis 20%). Ich habe 17% eingestellt.

Schritt 4

Dupliziere diese Ebene (besser: dieses Objekt) ebenfalls(rechte Maustaste). Danach verwende um den gesamten Bereich großzügig die Gummibandauswahl, indem Du z.B. alles von links oben bis rechts unten mit der Maus einschließt. Nach erfolgreicher Auswahl sollte es ungefähr so aussehen wie im rechten Bild.
Im Menü Objekt wähle - Ausschneidepfad - Setzen

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Schritt 5

Kleine Lichtflecken kannst Du zusätzlich erzeugen.

Verwende das Ellipsenwerkzeug auf dem ersten Blütenblatt.
Fülle diese Form mit Weiß.
Anschließend klicke auf das Werkzeug für linearen Verlauf.
Dabei entsteht gleichzeitig aus der mit Weiß gefüllen Ellipse ein Verlauf von weiß nach transparent.
Drehe den linearen Verlauf und dieses kleine Objekt passend zurecht, dupliziere es Schritt für Schritt für die anderen Blütenblätter und ordne alle diese Highlights an.

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Schritt 6

Mit erneuter Gummibandauswahl und Objekt gruppieren hast Du eine Grundform erstellt, die Du nach Belieben weiter verwenden kannst.

In der Dokumenteneinstellung passe die Größe an, speichere als SVG für eventuelle Weiterbearbeitung und exportiere das Bild als PNG.

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Ganz oben siehst Du einige Beispiele, die alle aus der gleichen Grundeinstellung für das Sterne-Tool entstanden sind.

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Ein Beispiel für weitere Verwendung ist hier zu sehen. Zur blauen Blüte, die an Vergissmeinnicht erinnert, habe ich die Bestandteile einzeln gezeigt. Mit Drehen, Spiegeln und Übereinanderlegen sieht manches gleich völlig anders aus:

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Es wäre schön, wenn wir Deine Blüten sowie andere interessante Objekte und Schmuckstücke hier zu sehen bekämen. Lass Deine Fantasie spielen beim weiteren Bearbeiten.

Viel Spaß beim Ausprobieren :pfeifmaus:
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dorism
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Re: Blur-and-Clip-Technik mit Inkscape

Beitrag von dorism »

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danke Eibauoma :umarm:
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Re: Blur-and-Clip-Technik mit Inkscape

Beitrag von Eibauoma »

Das ist klasse geworden, dorism :hops:
Grüße aus der Oberlausitz von Eibauoma

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ava
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Re: Blur-and-Clip-Technik mit Inkscape

Beitrag von ava »

Meine ersten Versuche mit der Blur-and-Clip-Technik. Im Screenshot zu sehen ist die erste Blume neben der heller eingefärbten zu sehen. Daher meine Frage: Bleiben alle Ebene zusammen bei der Weiterverarbeitung? So jedenfalls habe ich es gemacht. Wenn das falsch ist, bitte sagen.

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Viele Grüße
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Eibauoma
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Re: Blur-and-Clip-Technik mit Inkscape

Beitrag von Eibauoma »

Hallo ava,
Du hast alles richtig gemacht. :clap:
Ich habe hier mit mehreren Objekten gebastelt, also nicht mit verschiedenen Ebenen.
Beim Punkt 4 steht jetzt eine kleine Ergänzung - anstatt Ebene: Objekt
Grüße aus der Oberlausitz von Eibauoma

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ava
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Re: Blur-and-Clip-Technik mit Inkscape

Beitrag von ava »

Danke Eibauoma
Viele Grüße
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MartinB.
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Re: Blur-and-Clip-Technik mit Inkscape

Beitrag von MartinB. »

Schönes Tutorial! Vielen Dank, Eibauoma! Ich habe mich schon vor einiger Zeit nach deiner Anleitung an dieser Aufgabe versucht. Ist hübsch geworden und sah bei mir aus als wäre die Blüte aus Gummibärchenmasse. :mrgreen:

Was ich mir eingeprägt habe ist die Art und Weise, wie du den "inneren Randschatten" erstellt hast.
Ich habe zu dem Zweck immer ein Duplikat meiner Grundform mit volltransparenter, farbloser Fläche und schwarzer Außenlinie in den Vordergrund gelegt. Die Randlinie bekam von mir Unschärfe und Teiltransparenz und wurde am Ende mit einer Ausschneidemaske angepasst.
Du verwendest den umgekehrten Weg. Du legst auf ein abgedunkeltes Objekt im Vordergrund ein farblich passendes helleres Objekt, das wiederum Unschärfe und Ausschneidepfad bekommt. Das ist viel schöner als meine grauschwarzen Schatten. Es passt farblich wunderbar. Und es lässt sich mit dem Farb- und dem Alphakanalregler herrlich feinjustieren.

Danke dafür! Eine Methode, die man vielfältig einsetzen kann um ganz unterschiedlichen Objekten dreidimensionale Tiefe zu geben. Nur wenn das zu bearbeitende Objekt sehr komplex ist, im Innenbereich scharfe Details hat und / oder durch eine Vielzahl von Farben zusammengesetzt ist, wird man wohl doch bei meiner Lösung mit dem grauschwarzen, unscharfen Rand landen.
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